Traité de la vérité de la religion chrétienne (o.O., 1689?)
Autor und Titel
Jacques Abbadie
Traité de la vérité de la religion chrétienne
Abhandlung über die Wahrheit der christlichen Religion
Historischer Kontext
(dr). Neubekehrte Protestanten (nouveaux convertis) müssen nach der Revokation des Edikts von Nantes (1685) Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen: Aus Erfahrung traut man der Aufrichtigkeit ihrer (Zwangs-)Bekehrung nicht und will auf diese Weise bei ihnen verbotene (protestantische) Literatur finden. Zur Sicherheit reißen die Betroffenen bei protestantischen Büchern teils die Titelseiten heraus (s. oben), um nicht als heimliche Protestanten entdeckt und als Abgefallene (relaps) bestraft zu werden. Die mit den Hausdurchsuchungen beauftragten Dragoner und Soldaten verfügen nämlich oft über keine oder nur geringe Lesefähigkeiten. So bleibt die Hoffnung, dass sie protestantische Literatur nicht als solche erkennen können.
Klandestine Literatur der Wüstenkirche
- Bible de chignon
- Psautier de chignon
- Hugenottenbibel
- La Chaine d'or pour enlever les âmes de la Terre au Ciel
- Le vrai communiant ou Traité de la Saint Cene
- Les véritez et les devoirs de la religion chrétienne, ou Catéchisme pour l'instruction de la jeunesse / Elemens du Christianisme, ou Abregé des véritez et des devoirs de la Religion chrétienne, A l´usage des plus petits Enfans
- Liturgie pour les Protestans de France
- Wüstenliturgie
Weitere Empfehlungen
- Index Librorum Prohibitorum
- Fußbank als Bibelversteck
- Haube cevenolischer Frauen
- Versteckspiegel
- Zerlegbarer Abendmahlskelch
- 1717 Déclaration du Roy, Zensur inländischer Drucksachen
- 1717 Arrêt du Conseil d´État du Roy, Zensur ausländischer Drucksachen
»In ihrem Herzen nach wie vor die einstige Religion«
»Die Reformierten, die durch die Mission der Dragoner zwangsbekehrt wurden, bewahren in ihrem Herzen nach wie vor die Liebe für ihre einstige Religion, aber sie wagen sie nicht zu zeigen, aus Angst erneut verfolgt zu werden.«
Biografie
(dr). Der reformierte französische Theologe und Apologet Jacques Abbadie wird 1654 in Nay (Pyrénées-Atlantiques, Béarn) geboren. Er studiert an den protestantischen Universitäten in Saumur und Sedan und wird 1671 im Alter von 17 Jahren Doktor der Theologie. Auf Einladung des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) kommt er 1680/1681 nach Berlin, wo er Prediger der französischen Hugenottengemeinde wird. Abbadie engagiert sich stark für die in Frankreich verfolgten Glaubensgeschwister. Unter anderem trägt er entscheidend zum Erlass des Aufnahmeedikts von Potsdam (1685) bei. Auch führen ihn mehrere Reisen im Auftrag des Kurfürsten in die Niederlande, wo er versucht, qualifizierte hugenottische Flüchtlinge zur Niederlassung in Brandenburg zu bewegen. Nach dem Tod des Kurfürsten folgt Abbadie dem Marschall von Schomberg (1615/16-1690) und König William III. (1650-1702) nach England und Irland, wo er am 1. Juli 1690 als Geistlicher Schombergs auch die bekannte Schlacht am Boyne (engl. Battle of the Boyne) miterlebt. Von 1690-1699 wirkt Abbadie als Geistlicher an der Église françoise de la Savoye in London und wird schließlich durch William III. zum Dekan der protestantischen Kirche im irischen Killaloe ernannt. 1725-1727 lebt Abbadie vorübergehend in Amsterdam, bevor er nach England zurückkehrt und am 25.09.1727 in Mary-le-Bone bei London stirbt.
Sein mehrbändiges Werk Traité de la vérité de la religion chrétienne erscheint ab 1684 (Bd. 1, 2: 1684; Bd. 3: 1689) und findet mit zahlreichen Folgeauflagen weite Verbreitung.