Act of Parliament for the better establishing a Manufactory of Cambricks and Lawns (London, 1764)

Act of Parliament for the better establishing a Manufactory of Cambricks and Lawns (London, 1764) / © Sammlung PRISARD
Act of Parliament for the better establishing a Manufactory of Cambricks and Lawns (London, 1764) / © Sammlung PRISARD

Gesetzeserlass zur Gründung und Reglementierung der English Linen Company sowie zur Legitimierung der zugehörigen Leinenmanufaktur in Winchelsea (Südostengland), 1763 (1764).

 

(dr). In der Zeit vor und nach der Revokation des Edikts von Nantes (1685) emigrieren etwa 40-50.000 Hugenotten auf die britischen Inseln. Durch den dadurch entstandenen Transfer von Fachwissen entstehen hier bereits ab 1681 erste hugenottische Leinenmanufakturen mit teils neuen und teils verbesserten Produktionsverfahren. Diese Textilmanufakturen fördern in der Folge nicht nur das englische Wirtschaftswachstum und bedienen die hier vorhandene Nachfrage: Sie reduzieren gleichzeitig auch den enormen Kapitalabfluss nach Frankreich, der durch eine jahrelange, fast vollständige Abhängigkeit Englands von französischen Importleinen entstanden ist.
  1745 erscheint in England zunächst ein Gesetzeserlass (XVIII Geo II. c. XXXVI) zur expliziten Förderung der einheimischen Textilindustrie bei gleichzeitigem Verbot, „Cambricks“ (Leinen aus dem nordfranzösischen Cambrai) oder „French Lawns“ („Französische Leinen“) zu tragen. Doch bereits 1761 entsteht im südostenglischen Winchelsea (Sussex) eine hugenottische Leinenmanufaktur, die ebensolche Textilien nach Art der französischen Leinen u.a. aus Cambrai herstellt. Daran mitbeteiligt ist mit großer Sicherheit Arnold Nesbitt (auch: Nesbit), Parlamentsmitglied für den Wahldistrikt Winchelsea – er wird zwei Jahre später (1763) Gründungsmitglied der English Linen Company, welche für die Produktion und den Verkauf der Leinenerzeugnisse aus Winchelsea zuständig ist. Der Gesetzeserlass von 1763 (IV Geo III c. XXXVII; publiziert 1764), der die English Linen Company ins Leben ruft, legitimiert und reglementiert zugleich nachträglich die Produktion von „Cambricks“ und „French Lawns“ aus der zugehörigen Manufaktur.
  Der für die englische Textilproduktion zentrale und bedeutsame Gesetzeserlass zur Gründung der English Linen Company (Kurztitel: „The Manufacture of Cambricks Act“) gestattet nun offiziell die Produktion und den Verkauf von „Cambricks“ und „French Linens“ in ganz England – diese sind jedoch unmittelbar nach ihrer Fertigung von Beamten mit einem Stempel klar als englische Erzeugnisse zu kennzeichnen und mit einer individuellen Registriernummer zu versehen. Zuwiderhandlungen jeglicher Art – fehlende oder auf Importware betrügerisch applizierte Kennzeichnungen sowie die Bestechung von Beamten – werden für alle Beteiligten streng geahndet.

  In ihrer Blütezeit beschäftigt die von Hugenotten geleitete English Linen Company in Winchelsea 160 Weberangestellte sowie 26 Lehrlinge an insgesamt 86 Webmaschinen. Sie wird 1810 nach Norwich (Ostengland) verlagert, nachdem sie 1769 schon einmal kurz vor dem Bankrott gestanden hatte.

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