Bartholomäusnacht und Ermordung von Admiral Coligny

IMA.17.001 Bartholomäusnacht und Ermordung von Coligny (Holzschnitt, 1614) / © Sammlung PRISARD
IMA.17.001 Bartholomäusnacht und Ermordung von Coligny (Holzschnitt, 1614) / © Sammlung PRISARD

Holzschnitt "Von etlichen denckwürdigen Geschichten so sich in Paris zugetragen" (12x15,5cm) von einem unbekannten Stecher (Monogramm: G. S.), Anfang 17. Jh., Blattgröße 34,5x21,5cm.


Einzelblatt aus: [Münster, Sebastian], Cosmographey, das ist, Beschreibung aller Länder, Herrschafften, vnd fürnemesten Stetten, des gantzen Erdbodens: sampt jhren Gelegenheiten, Eygenschafften, Religion, Gebräuchen, Geschichten vnd Handtierungen etc. Basel: Sebastian Henric-Petri, 1614.

Bildanalyse und historischer Kontext

(dr). Der Holzschnitt stellt die Ereignisse in der Bartholomäusnacht vom 23./24. August 1572 (»Pariser Bluthochzeit«) dar, insbesondere aber die Ermordung des Hugenottenführers und Admirals Gaspard de Coligny (1519-1572), auf den kurz zuvor ein Attentat verübt wurde. Erzähltechnisch erscheint seine Person im Bild gleich dreifach: Links erkennbar ist das (wohl durch Katharina von Medici und de Guise in Auftrag gegebene) Attentat auf den reitenden Coligny, der durch den Schützen jedoch nur verwundet wird. Rechts, im Zimmer eines Hauses, wird Coligny als Auftakt zur Bartholomäusnacht auf seinem Krankenbett von einem Mann namens Besme und weiteren Beteiligten mit dem Schwert ermordet. Colignys Leichnam wird sodann zum Fenster hinausgeworfen, damit sich sein Feind - der katholische Herzog von Guise (im Bild nicht dargestellt) - selbst von seinem Tod überzeugen kann.

▼ Abbildungskontext

 

Münster, Cosmographey, S. 236-237

 

»[1572] Von etlichen denckwürdigen Geschichten so sich in Paris zugetragen. Demnach die auss Gottes wou reformierte Religion durch gantz Franckreich wunderlich zu genommen / hat der böse Feind auff alle mittel / weiss / wäg vnnd anlass getrachtet / wie er dieselbe möchte dempffen vnnd aussrotten. Derhalben alss die Christentliche Fürstin Johanna von Albret / Königin von Navarren Anno 1572. den 9. Juniisechs tag noch ihres Sohns Heinrici Hochzeit / nicht ohne argwohn eines empfangenen Giffts gestorben / ist der Fromme vnnd Tewre [= teure] Held Caspar von Colligni / Herr zu Castillon / Ammirall in Franckreich / vn[nd] Schutzherr der Reformierten Kirchen / Freytag den 22. Augusti selben jahrs / am heiteren tag auff offner Gassen / von einem darzu bestelten Ertzböswicht / welcher zuvor auch seinen Herren Jacob von Vaudrey verrähterischer weisse ermordet / mit einem Schuss zum Fester auss verletzt / vnnd darnach am Sontag gegen tag / sampt viel tausent seinen lieben Religionsverwandten / gantz grausamlich folgender weisse ermord[e]t worden. Der von Guyse / der vo Aumaulle / der Ritter vo Angouleme / König Heinrichs Bastart / ruckte den 24. Augusti mit ihrem Gesinde strack auff des Herren Ammirals Hauss / denselben zum ersten hinzurichten / vnnd also damit sampt dem Glöcklin so zu S. Germain de l´Auxerrais zum Sturm angezogen ward / dem lang begerten Blutbad ein anfang zu machen. Ob nun gleich wol der Herr Ammirall das getöss des Volcks vnnd klipperen der Waffen gehört / vnnd darneben wenig bey sich gehabt / die Wehrhafft ware / wolt er doch nicht glauben das es vmb ein solche erschröckliche mordtthat zu thun were / in betrachtung der König ihme nicht nur für sein Person treffentlich gewagen / sondern auch sampt der Königin so manchen hohen Eyde geschworen vnnd die selben zu mehrer bekräfftigung besiglet in publica acta referiert / den gemeinen Frieden zu erhalten (...). neben dem das die Natur nicht könte zu lassen das ein Königliche Hochzeit mit vnschuldigem Blut solte besudlet vnnd frembden Völckern zugesagtes geleidt violiert werden.
   Entzwischen aber kombt der von Guyse mit den seinen / vnnd stellet sich vnden auff den Platz / lasset sechs Schützen strack  gegen die Fenster auff der Gassen stellen / darnach durch Cosseni / welchem gleich wie einem Wolff die Schaff / des Ammirals Hauss zu bewahren verträwt / an der thür bochen / mit vermeldung er müsse auss Königs Befehl mit dem Herren reden / darauff einer vom Adel hervnter kommen vnnd auffgethan / Cosseni aber ersticht denselben also bald mit dem Tolchen / vnnd tringet mit hersmacht ins Hauss hinein. Man verschantzet die obrigen Thüren mit Kisten / vnnd dergleichen Sachen / die Mörder auffzuhalten. Cosseni schrey man solle auffmachen / es seye des Königs befehl / vnnd befihlt zu allen orten hinein zuschiessen. Der Ammiral lasst sich vom Bett auffheben / dann er von dem empfangenen schuss schwach vn[n]d kranck lag / vnnd ihme den Nachtrock vmbgeben / vn[n]d befihlt seinem Prediger er soll mit ihnen betten / vnd Gott anruffen / dann derselbe wolle sie also zu sich forderen. Derr Herr ward gantz vnerschrocken / sprache den seinen zu sie solten sehen wie sie möchten entrinnen vn[n]d davon kommen / dann sie ihme doch nicht helffen könten / vn habe sich ohn lang erst gerüstet zu sterben. Nachdem aber Cosseni mit den seinen / welche alle in Kürriss [Harnisch?] angethan / die Kamber auffgetrette / hebt einer mit nammen Besme / so bey dem Guysen erzogen / vnd des Cardinals in Lothringen Bastart Tochter hat / dem Herren Ammiral das bloss Schwert für das Hertz / sprechende / bistu der Ammiral? Darauff der fromme Herr geantwortet / mit gantz freundlichen Gesicht vnnd Gebärden / wie dann solches die Mörder selbs betonten / Ja ich bins. Vnd besicht hierit dz bloss Schwert / vn  sagt: Jüngling, du soltest demnach mein alter vn schwachheit ansehen / aber doch wirstu mir mein leben nicht eher verkürtzen  dann Gottes wil gewesen. Aber der Bösswicht fluchte / vn[n]d sticht dem frommen Herren in Leib / vnnd hawt ihn darnach etlich mahl vber den Kopff. Die vbrigen hawen / v[n]nd stechen alle zu gleich zu / vnnd fa[e]l[l]t der Herr auff die Erden vnnd beginet zu sterben. (..) Der vo Guyse stund sampt seinen vnden im Hoff / vnnd schreyet hinauff zu dem Besme / ob er es aussgericht habe? Darauff ihme derselbe antwortet[:] /  Es ist geschehen / der Guyse schreit widerumb hinauff / der Herr Ritter / nennet des Königs Bastart also / wills nicht glauben er sehe es dann mit seinen augen: wirffe ihn zum Fenster hinauss / hierauff nimbt Besme vn[n]d einer seiner Gesellen des Ammirals Ley[c]hnamb vnnd werffen i[h]n zum Fenster hinauss in den Hoff hin vunder. Weil aber das Angesicht voller blutt gewesen / bucket sich der vo Guyse vnnd wüschet das blut mit seinem Schnupthuch davon / v[n]nd sagt Ich kenne ihn / er ist [es] / gibt ihm hiemit ein tritt auff das angesicht / vnnd gehet hinaus: schreyt darauff zum Kriegsvolck[:] / männlich ihr Soldaten / wir haben glücklich angefangen / nun wollen wir an die vbrigen (...).
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