Papiermanufaktur Portals

Wasserzeichen einer Testbanknote von Portals, 20. Jh. / © Sammlung PRISARD
Wasserzeichen einer Testbanknote von Portals, 20. Jh. / © Sammlung PRISARD

Biografie und Firmengeschichte

(dr). Die englische Papiermanufaktur Portals geht auf den Hugenotten Henri de Portal (auch Henry Portal, † 1745) zurück. Dessen Familie  – er selber ist zu dieser Zeit noch ein Kind – erleidet durch die Verfolgung unter Ludwig XIV. ein besonders tragisches Schicksal.

 

Verfolgung und Flucht

Als Frankreich von der Reformation erfasst wird, gehört das alte und angesehene Adelsgeschlecht de Portal zu den ersten, die sich der neuen Lehre von Calvin anschließen. Die Hugenottenverfolgung am Ende des 17. Jahrhunderts trifft auch die Familie de Portal mit voller Wucht: Um der Zwangskonversion durch die Dragonaden im Jahr 1683 zu entgehen, muss diese ihr bei Romans in Südostfrankreich gelegenes Schloss "Château de la Portalière" verlassen und flieht in die benachbarten Cevennen. Doch die Hoffnung, hier auf einem ihrer Güter in Sicherheit zu sein, findet bald ein jähes Ende: Im Oktober 1683 erreichen die Dragonaden auch die Cevennen. Bei den durch die Soldaten verübten Grausamkeiten gegen die Protestanten werden die Eltern von Henri de Portal, Jean François und Jeanne (geb. de la Porte) sowie (vrmtl.) eines ihrer Kinder brutal ermordet. Während der älteste Bruder von Henri zu diesem Zeitpunkt abwesend ist, so überleben Henri und seine anderen Geschwister – Guillaume, Marie und Pierre – das Massaker an ihrer Familie nur, weil sie sich gerade noch rechtzeitig vor den Soldaten verstecken können.

 

Zur Flucht ins holländische Exil entschieden, erreichen die vier Vollwaisen daraufhin vom Hunger ausgezehrt die hugenottische Hochburg Montauban. Hier bleibt der Jüngste von ihnen, Pierre, völlig entkräftet zurück und konvertiert später zum Katholizismus. Den anderen drei Geschwistern gelingt an Bord eines Schiffes die Flucht nach Holland. Von hier aus begeben sich Henri und Guillaume de Portal im Gefolge von Prinz William von Orange nach England. Auch der älteste, zuvor in französischen Militärdiensten stehende Bruder verlässt Frankreich schließlich und dient fortan als Offizier in Brandenburg.

 

Papiermanufaktur und -lieferant für die Bank von England

In Southampton (Hampshire, Südengland), wo bereits eine Hugenottenkolonie existiert, baut Henri de Portal ab 1710 eine florierende und rasch expandierende Papiermanufaktur auf. Dank hervorragender Kontakte erhält die Firma Portals im Jahr 1724 (anderen Quellen zufolge 1727) das außerordentliche Privileg, das Papier für die Banknotenproduktion der Bank von England liefern zu dürfen.

 

Bis ins 20. Jahrhundert gilt Portals weltweit als einer der führenden privaten Produzenten von Sicherheitspapieren. Im Jahr 1995 wird das Unternehmen von De La Rue übernommen. Auch dieses traditionsreiche britische Unternehmen geht auf Hugenotten zurück und ist bis heute neben Enschedé (NL) und Giesecke & Devrient (D) einer der bekanntesten Noten- und Wertpapierdrucker der Welt. Laut eigenen Angaben beliefert De La Rue derzeit rund 150 Staaten mit Banknoten oder Banknotenpapier.

Stammbaum de Portal

Stammbaum De Portal / © Sammlung PRISARD
Stammbaum De Portal / © Sammlung PRISARD

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