Kupferproduzent Aurubis
Biografie und Firmengeschichte
(dr). Der Aurubis-Konzern als Europas größter Kupferproduzent und weltweit größter Kupferrecycler geht auf den Hugenottennachkommen Johan Cesar VI. Godeffroy (1813-1885) und das von ihm mitgegründete Elb-Kupferwerk zurück.
Bei den Godeffroy handelt es sich um eine angesehe hugenottische Großhandels- und Reedereifamilie aus der französischen Hafenstadt La Rochelle (Poitou-Charentes). Im Jahr der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) verlässt Cesar I. Godeffroy (*1640 in La Rochelle) wegen der anhaltenden Verfolgung der Protestanten das Land. Nach einigen Jahren in Amsterdam übersiedelt er nach Frankfurt an der Oder, wo er in den Leinenhandel einsteigt und 1720 stirbt. Jacques Cesar III. (1706-1758), sein Enkel, kommt 1737 nach Hamburg und begibt sich hier in die Dienste des Handelshauses von Pierre Boué (1738-1802), einem ebenfalls hugenottischen Kaufmann, Reeder und Bankier. Daraufhin macht er sich mit einer Weinhandlung selbstständig. Sein Sohn Cesar IV. (1742-1818) gründet 1766 mit 24 Jahren das Hamburger Handelshaus Johan Cesar Godeffroy & Co. Dieses exportiert hauptsächlich Leinen nach Spanien und in die spanischen Kolonien und importiert als Rückfracht Kupfer, Wein und Rosinen.
Unter Cesar V. (1781-1845) wird das Familienunternehmen durch Handel mit Haiti und Mexiko laufend erweitert, bevor unter Johan Cesar VI. Godeffroy (1813-1885, auch »König der Südsee« genannt) die größte Expansion in der Firmengeschichte folgt: In der Mitte des 19. Jahrhunderts verfügt das riesige Handelsimperium neben Standorten in Nord- und Südamerika auch über insgesamt 45 Niederlassungen auf den Südsee-Inseln Polynesiens, Mikronesiens und Melanesiens. Allein zwischen Hamburg und der Südsee verkehren in dieser Zeit 30 Frachtsegelschiffe von Godeffroy. Gehandelt wird u.a. mit Kupfer, Perlen und Perlmutt sowie Kokosnussprodukten, Rohrzucker, Baumwolle und Kaffee, die teilweise auf firmeneigenen Plantagen angebaut werden. Liniendienste (»Auswandererschiffe«) befördern zudem Tausende deutsche Auswanderer nach Amerika, Südafrika und Australien, bevor die Schiffe auf der Rückfahrt wichtige Handelsgüter, z.B. große Mengen an Kupfererz aus Südamerika, mit sich führen.
Die Verarbeitung der Kupfererzimporte erfolgt in dem 1846 von Cesar VI. mit einem Geschäftspartner gegründeten Elb-Kupferwerk, das später in der Elbhütten Affinerie- und Handelsgesellschaft (1856) auf- und in die Norddeutsche Affinerie AG (1866) übergeht (seit 2009: Aurubis AG). Die eigentliche Handelsfirma Joh. Ces. Godeffroy & Sohn (so der Name nach Aufnahme des Sohns Johan Cesar VII. als Mitteilhaber) erlebt ab 1857 im Zuge verschiedener wirtschaftlicher und politischer Krisen nach und nach ihren Niedergang. In den 80ger Jahren des 19. Jahrhunderts kommt es zur Insolvenz, 1913 wird der Firmenname schließlich aus dem Handelsregister gelöscht.
Museum Godeffroy
Neben seinen Handelsgeschäften finanziert Johan Cesar Godeffroy VI. jahrelang auch sieben Forscher, die ihm aus Übersee Material für seine natur- und völkerkundliche Privatsammlung besorgen. Die zahlreichen Exponate macht Cesar VI. ab 1861 in seinem Museum Godeffroy (Godeffroysches Kontorhaus, Am Alten Wandrahm, Hamburg) öffentlich zugänglich und erschließt so den Besuchern die damals noch weitgehend unbekannte Welt Australiens und der Südsee. Heute ist die Sammlung Godeffroy in den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsens zu sehen.
Pilzkoralle
Skelett einer Pilzkoralle vom Südsee-Atoll Puluwat (Pwolowót, Mikronesien)
Maße: 255/242mm (Durchmesser) / 115mm (Höhe)
Datierung: 2. Hälfte 20. Jahrhundert (1970ger Jahre)
Systematik: Stamm: Cnidaria (Nesseltiere) / Klasse: Anthozoa (Blumentiere) / Ordnung: Scleractinia (Steinkorallen) / Familie: Fungiidae (Pilzkorallen)
Wissenschaftliche Bezeichnung: Halomitra pileus
Artenschutz: IUCN Rote Liste der gefährdeten Arten
HAPAG
Adolph Godeffroy (1814-1893), ein Bruder von Johan Cesar Godeffroy VI., gründet 1847 zusammen mit anderen Hamburger Kaufleuten die Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (auch Hamburg-Amerika Linie oder kurz HAPAG). Als Direktor leitet er die Reederei während 33 Jahren (bis 1880) mit überaus großem Erfolg. Vor dem Ersten Weltkrieg erstreckt sich das Liniennetz des Traditionsunternehmens sogar um die ganze Welt. Im Jahr 1970 fusioniert die HAPAG mit der Norddeutschen Lloyd und wird seither als Transport- und Logistikunternehmen Hapag-Lloyd AG mit Sitz in Hamburg weitergeführt.
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Bildrechte
Bildwiedergabe mit Genehmigung des Altonaer Museums, Hamburg (D)
Gönner und Förderer
Prof. Dr. Klaus W. Müller, Biebertal (D) (Pilzkoralle)
Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern (CH) (Wissenschaftliche Bestimmung der Pilzkoralle durch PD Dr. Jörn Geister)