Hofjuwelier Peter Carl Fabergé

RES.19.009 Silberlöffel der Moskauer Niederlassung von Fabergé (Moskau, um 1900) / © Sammlung PRISARD
RES.19.009 Silberlöffel der Moskauer Niederlassung von Fabergé (Moskau, um 1900) / © Sammlung PRISARD

Objektbeschreibung

Silberschmiede: Peter Carl Fabergé

Herstellerzeichen: К.ФАБЕРЖЕ (kyrillisch für K[ARL].FABERGE) unter gekröntem Doppeladler

Ort: Moskau (RU)

Datierung: 1891-1896 oder 1899-1908

 

Material: Silber

Maße: 145x29mm

Gewicht: 30g

 

Anmerkung: Feingehaltsstempel »84«. Silberstempel mit Ritter Sankt Georg, dem Moskauer Stadtwappen, mit Ausrichtung von Pferd und Reiter nach links (= Marke der Moskauer Niederlassung der Jahre 1891-1896). Die Authentizität des Silberlöffels ist bislang unklar. Möglicherweise handelt es sich um eine zeitgenössische oder – wie so häufig der Fall – eine ins 20. bzw. 21. Jahrhundert datierende Fälschung (frz. Fauxbergé; engl. Fakeberge).

Firmengeschichte

(dr). Das weltberühmte Juwelier-Haus Fabergé geht auf eine hugenottische Familie aus der nordfranzösischen Provinz Picardie zurück. Als ursprüngliche und zwischenzeitliche Schreibweisen des Familiennamens gelten neben dem späteren Fabergé die Namen Favry/Favri, Fabry/Fabri und ferner Fabrier.

 

Als Stammhalter der Fabergé gilt der aus La Bouteille stammende Abraham Favry (*ca. 1650 in Lemé; ∞ 1678 Suzanne Foulon). Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV. (1685) emigriert dieser aus Frankreich und lässt sich in der Uckermark (Brandenburg-Preußen) nieder. Hier sind u.a. sein Sohn Daniel Favri (*1683 [vrmtl.] in La Bouteille, †1723 in Rossow; Tabakbauer) sowie sein Enkel Jean Favry (*1720 in Fahrenwalde, †1775 in Schwedt/Oder; ebenfalls Tabakbauer) und deren Familien bezeugt. Sein Urenkel Pierre Fabry (*1768 in Schwedt/Oder) dürfte nach derzeitigem Erkenntnisstand identisch sein mit Peter Fabergé, der 1800 als Handwerker in das Russland zugeschlagene, jedoch deutsch geprägte Pernau (heute: Pärnu, Estland) übersiedelt. Hier wird sodann Sohn Gustav Fabergé (1814-1894) geboren. Dieser lässt sich daraufhin in St. Petersburg zum Goldschmiedemeister mit eigener Werkstätte ausbilden. Aus dessen Ehe mit Charlotte Jungstedt gehen die Söhne Peter Carl (1846-1920) und Agathon Fabergé (1862-1895) hervor. Im Jahr 1872 übernimmt Ersterer das Juweliergeschäft seines Vaters, bevor 1882 auch sein Bruder in das bald florierende und international expandierende Familienunternehmen einsteigt.

RES.20.024 Schmuck-Ei der Kollektion »Schatz der Zaren« im Stil des Peter Carl Fabergé, mit originalen Swarovski®-Kristallen (Ende 20./Anfang 21. Jahrhundert) / © Sammlung PRISARD
RES.20.024 Schmuck-Ei der Kollektion »Schatz der Zaren« im Stil des Peter Carl Fabergé, mit originalen Swarovski®-Kristallen (Ende 20./Anfang 21. Jahrhundert) / © Sammlung PRISARD

Als »Hofjuwelier des Zaren« (seit 1885 mit entsprechendem Titel) wird Peter Carl Fabergé weltberühmt. Die kunstvollen Luxuskreationen aus seinen Werkstätten lösen international Begeisterungsstürme aus und finden entsprechenden Absatz. Weithin bekannt sind u.a. die sog. »Fabergé-Eier«: Als Geschenkartikel zur Feier des Osterfestes bzw. der Auferstehung Jesu Christi werden in den Jahren 1885-1917 im Auftrag der Zarenfamilie aus verschiedenen Materialien insgesamt 54 kaiserliche Prunkeier (»Ostereier«) hergestellt. Diese »Überraschungs-Eier« sind mit zahlreichen Edelsteinen besetzt und enthalten in ihrem Inneren wertvollste Goldminiaturen, darunter Paläste (1895/1901), ein Dampfschiff (1891), eine kaiserliche (Krönungs-)Kutsche (1897) sowie die Transsibirische Eisenbahn (1900). Luxusgegenstände aus dem Hause Fabergé können heute in vielen Museen und Sonderausstellungen weltweit bewundert werden. □

 

Quellen: (1) Géza von Habsburg, Fabergé. Hofjuwelier der Zaren, München: Hirmer, 1986; (2) Eberhard Gresch, „Fabergé – weltberühmter Hofjuwelier des Zaren“, Der deutsche Hugenott, 1/1996, 3-12; (3) Dieter Lehmann, „Glaubensflüchtlinge in der Uckermark: Auf den Spuren der Familie Desjardins“, BFHG Forschungsbeiträge, 1/2014, 1-22.

Weiterführende Artikel 01

Eberhard Gresch

Fabergé – weltberühmter Hofjuwelier des Zaren

Der deutsche Hugenott, 1/1996, S. 3-12

Dieter Lehmann

Glaubensflüchtlinge in der Uckermark:

Auf den Spuren der Familie Desjardins

Weiterführende Artikel 02

BFHG 03-04/2014 – Zeitschriftenausgabe
»Fabergé und die Desjardins«
BFHG_2014_03_04.pdf
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