Exhortations et instructions chrétiennes (Lyon, 1756)
Louis Bourdaloue:
Exhortations et instructions chrétiennes
Christliche Ermahnungen und Unterweisungen
(dr). Der französische Jesuitenpater, Professor und rhetorisch äußerst geschickte Hofprediger Louis Bourdaloue
(*20.08.1632 in Bourges) ist ein Freund von Jacques Bénigne Bossuet (1627-1704) und gilt als „Prediger der Könige und König der Prediger.“ Nach der Aufhebung
des Edikts von Nantes (1685) von Ludwig XIV. nach Montpellier (Languedoc) gesandt, verzeichnet Bourdaloue schon bald große Erfolge in der Bekehrung von Protestanten und Unterweisung der
Neubekehrten. Im Gegensatz zu anderen Vertretern seines Ordens zeichnet sich Bourdaloues Tätigkeit hierbei durch Mäßigung und weises Vorgehen aus. Davon zeugt unter anderem seine Predigt
„Exhortation sur la charité envers les Nouveaux Catholiques“ (Ermahnung zur Barmherzigkeit gegenüber den Neukatholiken), die sich in seiner gedruckten Predigtsammlung Exhortations et
instructions chrétiennes wiederfindet. Daneben gilt Bourdaloues Engagement auch Kranken, Armen, Waisen und Gefangenen. Er stirbt am 13.05.1704 in Paris.
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▼ Buchauszug (Ü: BfHG)
Predigt Ermahnung zur Barmherzigkeit gegenüber den Neu-Katholiken
[106] "Keine Bekehrung, […] auch nicht eine aufrichtig gemeinte, ist vollkommen in dem Sinn, wie ich es verstehe. Und nur die
Bekehrung nenne ich vollkommen, bei der die Seele auch wirklich gefestigt bleibt, ohne anfällig zu sein gegenüber jenen Unsicherheiten, die den Glauben schwanken machen, und
ohne anfällig zu sein gegenüber jenen Rückfällen, die sie wieder in ihre frühsten Irrwege des protestantischen Glaubens hinfortreissen und die in ihr das Werk Gottes
zerstören wollen. Gemäß diesem Grundsatz können wir zwar sagen, dass es viele Katholiken gibt, die sich vor
Kurzem bekehrt haben, aber es gibt nur wenige, die es ganz und vollkommen sind: Warum? Weil es nur wenige gibt, deren Glaube nicht mehr schwach ist, bei denen man keine
skandalösen Rückfälle mehr befürchten müsste. Deshalb ist es äußerst wichtig, sie in ihrem nunmehr katholischen Glauben zu festigen und sie so eng
an uns zu binden, dass nichts sie wieder in ihre ehemaligen Irrtümer zurückbringen kann, und dass nichts sie abbringen kann von dem rechten Weg, auf den sie die Barmherzigkeit des Herrn geführt hat. Was müssen
wir dafür tun? Ihren Geist und ihre Herzen gewinnen: Ihren Geist, indem wir sie immer mehr von der Wahrheit unserer Religion überzeugen. Ihr Herz, indem wir sie dahin bringen,
diese unsere Religion zu bevorzugen und sie zu lieben. Nun aber hängt das eine wie das andere von euch ab […] und beides wird das Ergebnis eures Eifers
sein."